Archiv 2014 „Vernetzt und Vermessen”
Pressemitteilung
Mehr Ressourcen für Datenrecherche
Frankfurt am Main, 20. März 2014. Big Data verändert auch den Journalismus. Interaktive Grafiken und datengetriebene Analysen bereichern die Medienbranche um die neue Erzählform des Datenjournalismus. „Komplexe und abstrakte Sachverhalte lassen sich einfach visualisieren und mit der Analyse riesiger Datenmengen neue Geschichten erzählen“, sagt Marco Maas. Doch diese schöne neue Welt berge auch Risiken, erläutert der mehrfach ausgezeichnete Datenjournalist: „‘Einfache‘ Visualisierungen zeigen oftmals nicht die ganze Wahrheit, PR- und Marketing-Abteilungen können die neuen Storytelling-Werkzeuge für ihre Ziele verwenden.“
Das ist nicht die einzige Herausforderung. Lars-Marten Nagel glaubt, dass wir „trotz einer Reihe schöner Beispiele für die sinnvolle journalistische Verwertung größerer Datenmengen erst am Anfang einer Entwicklung stehen, wie etwa der Vergleich mit den USA zeigt, die uns weit voraus sind. Der Reporter des Investigativ-Teams „Die Welt“ fordert, „auf politischer Seite müssen Daten leichter zugänglich gemacht werden und auf redaktioneller Seite müssen mehr Ressourcen für die Datenrecherche zur Verfügung gestellt werden“. Wenn dies nicht geschehe, so Nagel, „läuft der deutsche Journalismus Gefahr, eine Chance für dauerhaft bessere und zeitgemäße Berichterstattung zu verpassen.”
Philipp Leutiger hat die Weiterentwicklung der TV-Unternehmen im Blick. „Datengetriebene Entscheidungsmodelle werden die Mediengestaltung stark beeinflussen. Deswegen müssen Medienhäuser ihre bestehenden Strukturen um datengetriebene Entscheidungsmodelle ergänzen“, so der Unternehmensberater. Isabell M. Welpe erwartet, dass nach der derzeitigen „Phase des Datensammelns, in der wir noch nicht so wissen, was wir mit den Daten anfangen können“, bald die Phase der Datenauswertung beginne. Dann werden Daten „die Grundlage innovativer Geschäftsmodelle und der Wertschöpfung von Unternehmen sein“, sagt die Wirtschaftsprofessorin. Aus ihrer Sicht verändert Big Data „Branchen und Industrien deswegen dramatisch, weil es sich im Kern immer um Informationsprobleme dreht“.
Über Big Data und die Folgen – auch für Journalismus und Medienunternehmen und damit die gesellschaftliche Kommunikation – diskutieren die Datenjournalisten Marco Maas von OpenDataCity und Lars-Marten Nagel vom Investigativ-Team „DIE WELT“, der Digitalisierungsexperte Philipp Leutiger vom Beratungsunternehmen Roland Berger und die Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin für Strategie und Innovation Isabell M. Welpe von der Technischen Universität München mit dem Politiker Axel Wintermeyer, Chef der Hessischen Staatskanzlei, Viktor Mayer-Schönberger vom Oxford Internet Institute und Autor des Bestsellers „Big Data“, dem ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Peter Schaar, Kai Biermann von ZEIT ONLINE und Joachim Becker, Direktor der LPR Hessen. Es moderieren Ingrid Scheithauer und Bettina Schmieding.
“Vernetzt und vermessen“ ist der Titel des diesjährigen lpr-forum-medienzukunft, das am 27. März in Frankfurt am Main stattfindet. Das lpr-forum-medienzukunft ist eine Veranstaltungsreihe der Hessischen Anstalt für privaten Rundfunk und neue Medien.
Weitere Informationen unter: www.lpr-forum-medienzukunft.de
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